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Grundlagen & Aufgaben der Gleichstellungsarbeit

Frauenrecht ist nicht nur ein abstrakter Begriff; es ist vor allem eine persönliche Sache. Es geht dabei nicht um „uns“, sondern ebenso um mich und um dich.   (Toni Morrison, amerikanische Schriftstellerin, 1979)

Definition der Gleichstellungsarbeit
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Aufgaben kommunaler Gleichstellungsarbeit
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Rechtsgrundlagen kommunaler Gleoichstellungsarbeit
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Ist Gleichstellung (auch) ein Männerthema?

Gleichstellung ist nicht nur ein Thema von und für Frauen sondern für alle Menschen. Denn nicht nur Frauen, sondern auch Männer werden durch Klischees und festgefahrene Rollenerwartungen eingeschränkt und benachteiligt. Es geht darum gemeinsam eine chancengleiche Welt zu schaffen.
Dabei sind Männer nicht nur als Unterstützer, wie bei der #heforshe-Kampagne wichtig, sondern auch als eigenständige Akteure wichtig, damit alle vorankommen.

Wer profitiert konkret?

a) die Gesamtgesellschaft

Studien wie die OECD Untersuchung „The Pursuit of Gender Equality – An Uphill Battle“  (2017) belegen, dass mehr Gleichstellung sich nicht nur positiv auf den Einzelnen, sondern auf die gesamte Gesellschaft auswirkt: Länder mit einem gerechteren Geschlechterverhältnis sind wirtschaftlich erfolgreicher, sozial ausgeglichener und kulturell innovativer.

Männer (und Frauen), die sich für Gleichstellung einsetzen, verbessern die Gesellschaft, stärken die Wirtschaft und machen die Politik zukunftsfähig.

b) weiblichen Verwandte/ Bekannte

„Ist es richtig, dass unsere Mütter für die gleiche Arbeit weniger verdienen als unsere Väter? Ist es fair, dass unsere Schwestern nicht die Beförderung bekommen, die sie verdienen, nur weil sie Frauen sind? Fühlt es sich in Ordnung an, dass unsere Freundinnen Ziel sexistischer Witze oder sogar Gewalt werden? Ist es okay, dass dieser Tage unsere Töchter gesagt bekommen, sie gehörten nicht in den Job, sondern in die Küche? Für uns ist die Antwort ein klares Nein!” (Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer, deutsche Botschafter für HeForShe)

Männer können zum Abbau dieser Benachteiligungen beitragen, indem sie Gleichstellungsmaßnahmen befürworten und fördern. Dies ist umso wichtiger, als sie häufiger zu denjenigen gehören, die aktuell Führungsverantwortung tragen.

c) die Männer selber

Der Sänger Herbert Grönemeyer bringt es mit der Zeile „Männer weinen heimlich, Männer kriegen ‘nen Herzinfarkt“ auf den Punkt.
Männer sterben früher, begehen häufiger Selbstmord, sind häufiger alkoholkrank und drogenabhängig und verbringen mehr Zeit im Gefängnis.
Ein Grund dafür ist die so genannte „toxische Männlichkeit“. Sie beschreibt den ungesunden Lebensstil, der aus stereotypen, konservativen Männlichkeitskonzepten resultiert.
Damit sind gesellschaftliche Normen, Verhaltensweisen und Machtstrukturen gemeint, die Männer dazu veranleiten sich selbst (und anderen) zu schaden. Männer gehen beispielsweise nur halb so oft zum Arzt wie Frauen und sterben daher auch häufiger an heilbaren Krankheiten. Auch psychische Erkrankungen werden bei Männern deutlich seltener diagnostiziert, vor allem, weil sie weniger über ihre Gefühle sprechen und sich seltener Hilfe suchen.

Gleichstellung führt zu einem gesünderen Bild von Männlichkeit jenseits von vermeintlichen gesellschaftlichen Erwartungen wie sich ein Junge oder ein Mann zu verhalten hat, á la „ein Indianer kennt keinen Schmerz” und „echte Männer weinen nicht”.

Gelebte Gleichstellung eröffnet Männer ein größeres Repertoire an Berufs-und Lebensplanung. Derzeit gibt es noch viele Strukturen und gesellschaftliche Vorurteile die Männer daran hindern, ihre Lebensentwürfe und -wünsche zu verwirklichen, um soziale Ausgrenzung zu vermeiden.

Prominentes Beispiel ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Nach einer Umfrage des Bundesfamilienministeriums wünschen sich 42 Prozent der Männer eine Partnerschaft, in der beide erwerbstätig sind und sich etwa zu glerichen Teilen um Haushalt und Kinder kümmern. Davon ist die Realität weit entfernt. Männer in längerer Elternzeit berichten häufiger als Frauen von Repressalien nach dem Wiedereinstieg und Männer die Teilzeit arbeiten stehen nicht unter großem Erklärungsdruck, sondern verpassen auch den Anschluss an eine gute Lohnentwicklung.
Auch bei der Berufswahl schränken Geschlechterstereotype viele Männer und Jungen noch ein.

Die Toxische Männlichkeit, in der der Mann unter anderem als finanzieller Alleinversorger der Familie und emotionsloser „ganzer Kerl” definiert wird, ist nicht naturgegeben, sondern wird in Teilen der Gesellschaft als Aufgabe und Wesens des Mannes tradiert.

Männer (wie Frauen) sollten alle Wege jenseits von Rollenklischees diskriminierungsfrei offenstehen. In diesem Sinne ist Gleichstellungsarbeit von, mit und für Männer wichtig und hat viele positive Auswirkungen auf ihre Lebensrealität und Lebensqualität.