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Berühmte Eckernförder Personen

In der Geschichte der Stadt Eckernförde hat es eine Reihe von Persönlichkeiten gegeben, die Dieter Schütz an dieser Stelle in kurzen Biographien dargestellt hat. Vielen Dank dafür.

Christian Otte, 1674 - 1747

war ein bedeutender Kaufmann und Reeder, Begründer einer regelrechten Kaufmanns-Dynastie. Bereits mit 25 Jahren besaß er ein eigenes Schiff und trieb Handel mit Schweden, Norwegen, den Städten der Ostsee, Frankreich, England. Bereits 1715 war er einer der angesehensten und begütertsten Bürger, der bei schwerwiegenden Verhandlungen über Kontributionen und Kriegslieferungen im Zusammenhang mit den Folgen des Nordischen Krieges zu Rate gezogen wurde.

Nach 1721 erweiterte er seine Flotte und den Handel mit Schleswiger Korn, Holz, Eisen und Kalk (aus Schweden und Pommern nach Eckernförde, England und Frankreich), Salz (England) und Wein (Bordeaux), dies meist auf Kopenhagener oder Hamburger Rechnung. Die Reeder der Herzogtümer hatten damals die größten Schiffe und bauten den Handel mit Atlantik und Mittelmeer aus und später auch mit den dänischen Karibikkolonien.

1723 baute er einen Speicher in der Stadt (mit den Initialen C.O. und E.O. für ihn und seine zweite Frau). Er begann 1746 (nach einem dänischen Vertrag mit den nordafrikanischen Staaten, der Sicherheit vor Seeräubern schuf) mit weiteren Frachtfahrten aus der Ostsee nach Portugal, von dort aus weiter in das Mittelmeer, und zurück nach Hamburg, besaß inzwischen ein Viertel der Tonnage Eckernfördes (sieben eigene Schiffe).Das kaufmännische Können und der unternehmerische Wagemut Christian und Friedrich Wilhelm Ottes waren die alleinige Grundlage des Erfolges,(...) sie wurden Wegbereiter bei der Neustrukturierung des Reedereigeschäfts (Witt 2000, S. 46).In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Reederei Otte von der Familie Bruyn fortgeführt (Enkel des Christian Otte).

Christian Otte war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit Margret Claussen und zwei Jahre nach deren Tod mit Elsabe Claussen. Er hatte aus beiden Ehen insgesamt 16 Kinder.
Für Eckernförde von besondere Bedeutung ist der schon erwähnte Sohn Friedrich Wilhelm Otte (1715 - 1766), Bürgermeister von Eckernförde, Kanzleirat und Diplomat, Hauptleiter der Firma Otte in Eckernförde sowie Gründer der Fayencefabrik.

Die Stiftung
„Aus christlichem und mitleidigem Gemüthe” stiftete Christian Otte 1739 ein Armen- und Altenhaus in Eckernförde, das er mit Grund und Kapital (3000 Reichsthaler) ausstattete und deren erster Administrator er bis 1747 war. In das Haus dürfen Eckernförder Einwohner, Mitglieder der Familie und „Crisebuyer Unterthanen” aufgenommen werden.
Die Otte'sche Armenstiftung existiert noch heute.
Literatur (z. B.)Jann M. Witt: Seefahrt im Umbruch am Beispiel der Reederei Otte in Eckernförde, in: Jahrbuch Heimatgemeinschaft Eckernförde e. V. 58. Jg.  2000, S. 27-50 auch dessen Dissertation, Univ. Kiel 1999

Der Graf von Saint Germain

(auch: Aymar de Betmar; Marquis de Betmar; Graf Welldone u. a.), (Herkunft und Geburtsort sind unbekannt; gestorben am 27. Februar 1784 in Eckernförde) war eine der schillerndsten Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts. Er gilt als Abenteurer, Geheimagent, Alchemist, Okkultist und Komponist. Um seine Person ranken sich zahlreiche Legenden, die teilweise von ihm selbst geschaffen wurden.

Saint Germain spielte in verschiedenen Freimaurerzirkeln, die damals im Deutschen Reich den Zugang zu einflussreichsten Kreisen ermöglichten, eine bedeutende Rolle: Beispielsweise war Cagliostro sehr daran gelegen, als sein Schüler zu gelten. Daneben war Saint Germain angeblich auch Rosenkreuzer und vertrat eine okkulte Variante der Freimaurerei. 1778 gelang es Saint Germain in Hamburg, die Freundschaft des von Alchemie und Freimaurermythen begeisterten Karl von Hessen-Kassel, dem Statthalter des dänischen Königs in Schleswig, zu erringen. Auf seinem Sommerschloss in Louisenlund richtete dieser dem Grafen ein Alchemistenlabor ein (der „Alchemistenturm” ist heute abgetragen), und im nahen Eckernförde gründeten beide eine Seidenfärberei. Sein Grab in der Sankt-Nicolai-Kirche ist verloren.

Das Ensemble PHOENIX (Eckernförde) widmet sich in Konzerten und mit CD’s den Kompositionen Saint Germains (Agentur Hahn-Engel). Welche Aufmerksamkeit der „Graf von Saint Germain” in seiner Zeit erregt hat, zeigt sich in der langen Liste derer, die sich über ihn äußerten (nur die bekanntesten sind angeführt): Voltaire, George Sand, Friedrich d. Gr., Napoleon III ... Casanova. Als Nebenfigur taucht er auch in der Literatur auf (ebenfalls nur die bekanntesten): Alexander Puschkin: Pique Dame, Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (als Marquis Bellmare), George Sand: La Comtesse de Rudolstadt, Umberto Eco: Das Foucaultsche Pendel...

Das MUSEUM Eckernförde besitzt eindrucksvolle Dokumente zu seiner Vita. Literatur (z. B.): Hartmut Verfürden: Der Graf von Saint Germain und Eckernförde, in: Wer war „Graf Saint Germain”: eine historisch-kritische Bestandsaufnahme, Jahrbuch der Heimatgemeinschaft Eckernförde e. V. : Beihefte „Materialien und Forschungen aus der Region“; 5, Eckernförde 2004

Dr. Wilhelm Lehmann, 1882 - 1968

wurde 1882 in Venezuela geboren, lebte von 1923 bis zu seinem Tod 1968 in Eckernförde und hat hier sein Hauptwerk geschaffen. In den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts galt er neben Gottfried Benn, Bertolt Brecht und dem Lehmann nah befreundeten Oskar Loerke als der bedeutendste deutschsprachige Lyriker. Sein Werk wirkte schulbildend, Elisabeth Langgässer, Günter Eich und Karl Krolow schrieben unter seinem Einfluss, heute erinnern an ihn Autoren wie Harald Hartung, Wulf Kirsten, Hans Dieter Schäfer, Heinrich Detering und Lutz Seiler. Lehmann fing an als Erzähler. Seine Romane „Der Überläufer” (1927) und „Der Provinzlärm” (1930) verdienen besondere Beachtung. Es folgt ein im deutschen Sprachraum singuläres „Bukolisches Tagebuch” (1927 - 1932). Seit 1930 beginnt ein reiches lyrisches Werk, das zunehmend von poetologischen Essays begleitet ist.

Im Jahr 2009 erschien die achtbändige neue Gesamtausgabe seiner Werke im Verlag Klett-Cotta.

Wilhelm Lehmann erhielt zahlreiche Preise und war Mitglied bedeutender literarischer Gremien: 1923 Kleist-Preis, 1951 Schleswig-Holsteinische Kunstpreis, 1953 Lessingpreis der Stadt Hamburg, 1957 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1959 Schiller-Gedächtnispreis des Landes Baden-Württemberg, 1963 Kulturpreis der Stadt Kiel, auch war Lehmann nach 1945 jeweils gewähltes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt (Gründungsmitglied), der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und der Akademie der Wissenschaften und Literatur in Mainz, sowie des P.E.N.-Clubs.

Die Wilhelm-Lehmann-Gesellschaft e. V. gegründet im Jahr 2004, hat sich zur Aufgabe gestellt, das bedeutende Werk stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zurückzuführen.
Den neu gestifteten Wilhelm-Lehmann-Preis verliehen die Wilhelm-Lehmann-Gesellschaft und die Stadt Eckernförde erstmalig im Jahr 2009 an den Lyriker Jan Wagner (Berlin).
Der Preis wird vergeben für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Lyrik, der Erzählung und des Essays.

Hans Gudewerdt II. („der Jüngere”)

ist der bedeutendste Bildschnitzer des 17. Jahrhunderts im norddeutschen Raum.
Als Sohn des Meisters des Eckernförder Schnittkeramtes Hans Gudewerdt I. um 1600 geboren, muss er in guten finanziellen Verhältnissen der gehobenen Bürgerschicht aufgewachsen sein und hat vermutlich die Lateinschule besuchen können, lesen und schreiben gelernt, was bei dem damals verbreiteten Analphabetentum nicht selbstverständlich war. Anschließend begann er die mindestens fünfjährige Bildschnitzerlehre in der Werkstatt seines Vaters. Über die Gesellen- und Wanderjahre ist wenig bekannt, vermutlich haben sie ihn weit über die Landesgrenzen geführt. 1634 wurde Gudewerdt II. als Meister in die Reihen des Eckernförder Schnittkeramtes aufgenommen.

Arbeiten für Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf (vier prunkvolle Brautwagen u. a. 1654 für die Prinzessin Hedwig Eleonore zur Vermählung mit dem schwedischen König Karl X. Gustav), zahlreiche Epitaphen, und vor allem die großen Altäre in Eckernförde (1640), Kappeln (1641), Schönkirchen (1653) und Dänischenhagen (1656) haben seinen Ruf begründet. Als wohlhabender und hoch angesehener Äldermann und Meister des Schnittkeramtes starb Hans Gudewerdt 1671 in Eckernförde.

Literatur: u. a. Holger Behling, Dissertation „Hans Gudewerdt”, Kiel 1990

Lorenz von Stein, 1815 - 1890

Lorenz von Stein ist am 15. November 1815 in Borby bei Eckernförde geboren und starb am 23. September 1890 in Hadersdorf-Weidlingau. Er war Staatsrechtslehrer, Soziologe und Nationalökonom. Lorenz von Stein studierte in Kiel und Jena Philosophie und Rechtswissenschaft. An der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel wurde er 1846 Professor der Staatswissenschaften. Er folgte 1855 einem Ruf an die Universität zu Wien, an welcher er bis zu seiner 1885 erfolgten Pensionierung wirkte. Er verstarb 1890 auf seinem Landsitz in Weidlingau bei Wien, in den österreichischen Adelsstand erhoben und mit zahlreichen Orden und internationalen Ehrungen versehen.

Japan, wo Lorenz von Stein bis heute gekannt und hoch geachtet wird, verdankt ihm wesentliche Elemente der Meiji-Verfassung (1890), und die von ihm entwickelten Prinzipien von einem sozialen und demokratischen Rechtsstaat fanden Eingang in unser Grundgesetz (Art. 28, Abs. 1)

Lorenz von Stein darf, gemessen an der Fortdauer seines Wirkens und seiner Ideen zum Verständnis der politischen, sozialen und ökonomischen Entwicklung der Industriegesellschaft, zu den bedeutendsten Schleswig-Holsteinern des 19. Jahrhunderts gezählt werden.

(Das Museum Eckernförde besitzt umfangreiche Dokumentationen zu Lorenz von Stein)

Literatur (z. B.
Klaus H. Fischer: Die Wissenschaft der Gesellschaft. Gesellschaftsanalyse und Geschichtsphilosophie des Lorenz von Stein unter besonderer Berücksichtigung seines gesellschaftlichen Entwurfs. Haag & Herrchen, Frankfurt/M. 1990, zugl. Dissertation, Universität Freiburg/B. 1989
Quelle: u. a. „Wikipedia”/ Lorenz von Stein